Blood, Sweat & Tears

Von 29. August bis 14. September haben sich unsere BORG-SpielerInnen Laura Hauser, Lena Zinganell und Luca Froschauer im chinesischen Jinan auf die neue Saison vorbereitet, für die jungen AthletInnen ist damit ein sportlicher Traum in Erfüllung gegangen. Landestrainer Peter Zauner und unser Nachwuchs erzählen über dieses sehr spezielle Trainingslager.

Ein Trainingslager in China, der Badminton-Topnation, ist sicher etwas ganz Besonderes für SportlerInnen und auch dich als Trainer. Kannst du uns erzählen, wie diese Reise zustande gekommen ist, und welche Erwartungen du hattest?

Peter: Das Bundesland Oberösterreich hat eine wirtschaftliche Kooperation mit der chinesischen Provinz Shandong. Da wir sehr eng mit dem oberösterreichischen Tischtennisverband zusammenarbeiten und die TT- SpielerInnen letztes Jahr schon in China trainierten, ergab sich für uns heuer die großartige Möglichkeit in diese Kooperation einzusteigen.

Diese Zusammenarbeit erfolgt in Form eines Trainingsaustausches, in der wir einmal pro Jahr nach China trainieren fahren können, und im Gegenzug die chinesischen Badminton-SpielerInnen zu uns trainieren kommen.

Ich wusste, dass das eine einmalige Chance ist, war mir aber nicht sicher, ob die SpielerInnen dem intensiven Training in China schon gewachsen sind.


Wie war eure An- und Heimreise? Wie viel Zeit habt ihr in Bus, Bahn und Flugzeug verbracht?

Laura: Die Anreise war sehr angenehm, wir sind von Linz nach Frankfurt und dann weiter nach Peking geflogen, der lange Flug nach Peking dauerte 9,5 Stunden. Danach mussten wir noch 2 Stunden mit dem Zug nach Jinan fahren. Die Heimreise war etwas länger, da wir mit dem Nachtzug 6 Stunden von Jinan nach Peking fahren mussten. Am Flughafen in Peking brach dann kurz mal Panik aus, da wir kurz nicht wussten, ob wir heimfliegen können oder nicht, weil man uns im Computer nicht gefunden hat. Danach war es dann ein wenig stressig, damit wir unseren Flug noch erwischen. Aber es hat alles geklappt, und wir sind nach 9,5 Stunden in Wien gelandet.


Wie haben sich deine „Schäfchen“ in den Trainingsalltag eingefügt? 

Peter: Trotz der langen Anreise und der klimatischen Umstellung haben sich die SportlerInnen sehr bemüht und konnten ohne große Probleme die 2,5 Wochen ordentlich durchtrainieren. Sie konnten auch Freundschaften zu den chin. SpielerInnen schließen, was den Trainingsalltag zusätzlich vereinfachte und auch für die Zukunft ein großer Vorteil sein wird.


Was war dein härtester Trainingstag?

Laura: Der letzte, da ich absolut keine Kraft mehr hatte, und ich konnte mich auch nur mehr sehr schwer motivieren.

Lena: Für mich war das vermutlich der Erste. Man wusste weder welche Übungen einem noch bevorstanden und wie lange man diese machen musste.

Luca: Der letzte Tag war am härtesten, da es einem schwer fiel, sich nach 2 Wochen andauerndem Training noch zu motivieren.


Über mangelnde Hitze konntet ihr euch ja nicht beklagen. Wie trainiert es sich bei so schwülem Klima?

Luca: Vor allem der erste Tag war sehr schwer, doch nach wenigen Tagen gewöhnt man sich an das Klima.


Was nimmst du als Trainer von dem Trainingslager mit, was hat es deiner Ansicht bei Laura, Lena und Luca bewirkt?

Peter: Ich hatte als Spieler das große Glück, mit Yan Yujiang unter einem chin. Toptrainer trainieren zu dürfen, deswegen kannte ich die meisten der chin. Trainingsmethoden. Bei diesem Trainingslager war ich 2,5 Wochen in der Beobachterrolle und konnte mir genau ansehen, was das chin. Training so effizient und erfolgreich macht.

Der Hauptunterschied liegt ganz klar in der Übungsdauer. Es gibt beinahe keine Übung, die kürzer als 30 Minuten trainiert wird. Die Übungen sind nicht kompliziert aber sehr matchnahe.

Die Trainer wie auch die Spieler versuchen jede Übung mit höchster Qualität zu spielen, dadurch und wegen der langen Übungsdauer bekommen die SpielerInnen ein extrem gutes Ballgefühl und sehen von außen betrachtet, extrem harmonisch und locker aus. Außerdem gibt es eine klare Hierarchie im Training, vom Cheftrainer zum Assistenztrainer bis hin zum Spieler, die hilft, die Anweisungen mit hoher Disziplin einzuhalten. Trotzdem herrscht hoher gegenseitiger Respekt. Was man sich auch abschauen kann ist, dass alle trotz ihrer großen Erfolge sehr bescheiden bleiben. Es gibt keinen Trainer, der als Spieler nicht selbst Weltklasse war. Was mich aus Trainersicht am meisten beeindruckte und was ich auch schon bei Yan beobachten konnte, ist das extreme Feingefühl, wann ein Spieler am oder über dem eigenen Limit ist.

Man glaubt ja immer, dass in China alle gleich gedrillt werden, egal ob jemand ausfällt oder nicht, das konnte ich in den 2.5 Wochen nicht beobachten. Es wird extrem viel darauf geachtet, dass die SpielerInnen an ihre Grenzen gehen, haben sie jedoch ein Problem, dürfen sie sofort Pause machen und können medizinische Betreuung in Anspruch nehmen.

Für Lena, Luca und Laura war es sehr wichtig zu sehen, wie die Besten der Welt trainieren. Sie haben es geschafft dieses harte Training 2,5 Wochen durchzustehen. Ich bin mir sicher, dass sie sich in dieser kurzen Zeit bereits stark verbessert haben und wenn der Körper das Training kompensiert hat, ihr Niveau sicher steigen wird.


Was nimmst du für den Trainingsalltag daheim mit?

Laura: Das man selbst mit einfachen Übungen, schnell besser werden kann, wenn man sie richtig macht und immer probiert, wenig Fehler zu machen.

Lena: Eine der wichtigsten Lektionen, die ich in China gelernt habe, ist für mich, wie wichtig die Atmosphäre im Training ist. Wenn die SpielerInnen als auch die Trainer das Ziel haben, alles aus dem Training herauszuholen, und dies auch zu spüren ist, motiviert das ungemein.

Luca: Die ganzen Fitnesstrainings haben mir sehr gefallen, deshalb hoffe ich, dass wir diese auch in unserem Training einbauen.


Wie war euer Tagesablauf?

Luca: Unser Tagesablauf war eigentlich immer derselbe. Aufstehen, frühstücken, trainieren, Mittagessen, die Pause genießen oder nach Souvenirs suchen, trainieren, Abendessen, Kartenspielen und dann schlafen gehen.


Man kann sich vorstellen, dass es auch sprachliche Hürden in China gab. Wie habt ihr euch mit euren chinesischen KollegInnen verständigt?

Laura: Das Problem war, dass der Großteil dort kaum bis gar nicht Englisch sprach, eine unserer Trainingskolleginnen konnte jedoch ein bisschen Englisch, und sie erklärte uns meistens, was wir machen sollen. Außerdem hatten alle ein Übersetzungsprogramm am Handy, mit dem sie uns den Rest übersetzten. Am Abend, wenn wir uns getroffen haben, war manchmal die Tischtennisspielerin Sofia dabei, die uns beim Übersetzen half, da sie sowohl Chinesisch als auch Deutsch spricht.


Du hast nun einige Top-NachwuchsspielerInnen in Jinan gesehen, was unterscheidet sie vom europäischen Nachwuchs?

Peter: Man sieht einfach, dass sie diese Art des Trainings gewohnt sind, da sie ja schon mit 6 Jahren mit diesem systematischen Training beginnen. Bereits die 9-jährigen haben ein sehr hohes Spielniveau und sind technisch schon sehr ausgereift. Im Vergleich zu unseren SpielerInnen müssen sie nicht mehr nur „ums Überleben kämpfen“, sondern können die Übungen bereits schneller und aktiver spielen. Es gibt sehr viele gute Trainingspartner und einen hohen Konkurrenzkampf bereits in jungen Jahren. Sie kennen den Unterschied zwischen einem normalen und einem wirklich intensiven Training und haben schon sehr viel Erfahrung, wie man an die persönliche Grenze kommt. Je früher unsere SpielerInnen das Lernen, desto schneller werden sie auch eine höheres Spielniveau erreichen können. Wichtig wird sein, diese Kultur nach Österreich mitzunehmen.

Man muss nicht alles aus China übernehmen, aber viele Dinge können auch in Europa und Österreich funktionieren.


Welche Übung hat dir am besten gefallen?

Laura: Ich habe eigentlich keine Lieblingsübung, ich fand, am besten war das Matchspielen.

Lena: Die Angriffsübungen waren meine Favoriten, da hatte ich immer das Gefühl etwas dazuzulernen.

Luca: Das Verteidigen gegen 2 Spieler hat mir persönlich am besten gefallen, da mir das Verteidigen am meisten Spaß macht.


Der Verkehr soll ja gewöhnungsbedürftig sein. Würdest du in Jinan ein Runde mit dem Auto drehen?

Peter: Im Vergleich zu anderen asiatischen Städten ist der Verkehr noch relativ erträglich, und ich könnte mir sogar vorstellen, außer zu den Stoßzeiten, selber mit dem Auto zu fahren. Trotzdem ist es kaum zu glauben, wie viele Autos in einer 8 Mio. Stadt zu sehen sind.


Aorta, Schweineohr, Hühnerfuß – Die Delikatessen in China scheinen sich ja doch von unseren zu unterscheiden. Was stand am Speiseplan?

Lena: Zum Frühstück haben wir die am ehesten europäisch aussehenden Speisen gesucht, die wir finden konnten. Das war dann meistens ein Spiegelei und eine Scheibe Toast. Statt Kaffee, Tee und Saft gab es Reismilch. Mittags und abends durften wir mit unseren Mitspielern und Mitspielerinnen dinieren.

Am Buffet konnten wir aus allerlei Speisen auswählen. Meistens wussten wir zwar nicht genau, was da vor uns lag, aber geschmeckt hat es trotzdem.


Jinan hat 8 Millionen EinwohnerInnen, Traun 25.000. Konntest du Unterschiede im Alltag ausmachen?

Lena: Man spürt auf jeden Fall einen Unterschied. Bei unserem 5-minütigen Marsch in die Halle sind mir vermutlich genauso viele Menschen über den Weg gelaufen, wie in der Trauner City bei einem 3-stündigen Spaziergang.